Das "Halali"
für unliebsame Tiere
in den Wäldern des Harzes

Der Harz ist ein beliebtes Erholungsgebiet geworden. Pilzsammler kommen von weit her. Jäger regulieren den Wildbestand und die Forstarbeiter den Baumbestand. Auf vielen Wiesen stehen ungestört Weidetiere. Jeder kann sich gefahrlos auf seine Weise im Harz bewegen. Doch das war nicht immer so!
Es konnte früher passieren, dass hinter dem Pilzsammler der Bär gebrummt hat. Oder dass nachts durch das offene Fenster das Wolfsgeheul zu hören war!
Die Bewohner des Harzes hatten früher zur Eigenver-
sorgung Haustiere auf dem Hof und auf den Weiden. Holzfäller und Bergleute waren froh, wenn sie ein oder zwei Ziegen (daher der Begriff Bergmannskühe) ihr Eigen nennen konnten. Was kann ein Hütejunge ausrichten, wenn ein Rudel Wölfe über die Ziegen her fiel? Er konnte froh sein, nicht selber angegriffen zu werden. Der Schaden für die Besitzer war groß.
Die Wölfe machten aber auch keinen Bogen um das Wild der Landesherren. Das war, aus meiner Sicht, wahrschein-
lich der Grund warum der Wolf so bejagt wurde. Wegen ein paar gerissenen Ziegen der Untertanen hätte man ihn si-
cher nicht ausgerottet. Schließlich war das Fell auch noch für Winterbekleidung zu gebrauchen.
Auch der Braunbär wurde im Harz bis auf das letzte Tier bejagd. Obwohl er nicht in Rudeln auftritt und sein Fell in kalten Jahres-
zeiten gern für Bekleidung genutzt wurde. Seine gelegentlich er-
beuteten Haustiere und natürlich das gerissenen Wild der Lan-
desherren waren wohl für seine Ausrottung maßgebend.
Der Luchs ist eine große Wildkatzenart. Er ist auch ein Einzelgän-
ger und jagd bis zur Größe von Damwild alles. Das er aber dem Menschen gefährlich geworden ist nicht überliefert. Dennoch er-
eilte ihn das selbe Schicksal wie dem Wolf und dem Bär.
Der Wolf
Der Wolf kennzeichnet sich durch einen schlanken Körper, eingezogenen Leib, einen spitzschneuzigen und gestreck-
ten Kopf, hohe Beine und eine buschig behaarte Rute aus. Die Krallen sind, wie bei allen hundeartigen Tieren nicht einziehbar. Die Nahrung besteht, wenn auch nicht aus-
schließlich, so doch vorwiegend aus lebenden Tieren, die im Laufen erjagt werden.
Der Wolf läuft nicht - er schnürt. Seine Spur ist schmal wie eine Schnur und er kann seine Hinterpfoten in das Trittsiegel der jeweiligen Vorderpfote setzen. Das nebenstehende Bild ist dem Link entnommen. Beschreibung des Schnürens .
Als argem Vernichter von Haus- und Wildtieren jeglicher Gattung und Art hat der Mensch dem scharfzähnigen Graukittel den Krieg erklärt. Da er in seiner Eigenschaft als schnell-
füßiges, reißendes Raubtier mordet, wo er nur in Erscheinung tritt, war in unserer Region kein Platz mehr. (Das trifft ebenso für alle deutschen Gebiete zu) So wurden auch die ein-
zelnen Wölfe, die alljährlich von Polen oder Litauen die Grenze kreuzten, sofort abge-
schossen.
Eine Methode den Wolf zur Strecke zu bringen war die mit Hilfe einer "Wolfswarte". Das Bild zeigt den letzten, im Harz erhaltenen Rest einer solchen Jagdeinrichtung. Diese Warte bestand aus einem steinernen Unterbau und darüber befand sich eine zweite, hölzerne Etage. Wahrscheinlich in der Art einer geschlossenen Kanzel mit Fenstern, wie sie heute überall stehen. Um die Warte waren Gruben angelegt, in die Ködertiere kamen. Die Wölfe stürz-
ten hinein und konnten so von den Jägern leicht erlegt werden.
Der Wolf wurde bis zum Ende des 18. Jahrhunderts im Harz ausgerottet. Somit war die Wolfswarte in der Nähe des Forsthaus Scheerenstieg nutzlos und verfiel.
Auf Grund der damaligen Kleinstaaterei in Deutsch-
land war natürlich auch der Harz in mehrere Herr-
schaftsgebiete zerteilt. Jede Herrschaft rühmte sich wann und wo in ihrem Gebiet der letzte Wolf erlegt wurde. So wurde unter der Regierung des Grafen "Jost Christian zu Stolberg-Roßla" im Januar 1724 der letzte Wolf beim Forsthaus Schwierder-
schwende erlegt. Dafür wurde dann dieses Denkmal errichtet.
Aber wie sich doch die Ansichten über den Wolf doch ändern können. Jetzt wird "der Spieß umgedreht"! Die Wölfe haben wieder von Polen her freien Zutritt. In der Lausitz haben sie schon wieder ein festes Revier bezogen und beginnen von hieraus Deutsch-
land weiter zu erobern. Nur mit dem einen Unterschied - wer heute einen Wolf erlegt, der hat seien letzten Schuss abgegeben (und erhält kein Denkmal). Wie sich die ungestörte Ausbreitung des Wolfes auf die Weidewirtschaft aus wirkt, bleibt abzuwarten. Das der Graukittel neuerdings nur Wildtiere erbeutet kann bezweifelt werden.
Willkommen Wolf
Wolfsregion Lausitz
Der Braunbär
Der Braunbär war das größte Raubtier im Harz (bzw. in deutschen Landen). Seine Länge konnte bis zu 2,25 m und seine Schulterhöhe rund 1,20 m betragen. Sein Körper ist plump und massig, die Gliedmaßen kurz und stark, der Kopf dick mit spitzer Schnauze, die Ohren klein. Sein Pelz ist langhaarig und darin ist auch der kurze Schwanz versteckt.
Der Braunbär ist ein Sohlengänger, er hat fünfzehige nacktsohlige Füße. Die langen Kral-
len sind leicht gekrümmt und nicht einziehbar.
Sie sind Allesfresser. Sie nehmen tierische als auch pflanzliche Nahrung zu sich. Dabei ist er nicht wählerisch - er nimmt was er gerade bekommt. Das kann ein Pferd oder Rind sein, Würmer oder Insekten oder auch Beeren, Wurzel und Pilze. Er fängt auch Fische aus dem Bach.
Der Bär ist ein, bis auf die Bärzeit im Juni-Juli, ein Einzelgänger. Seine durch Reißen von Haustieren und Wild begründete Schädlichkeit ist früher wohl übertrieben worden, denn er kann sich tatsächlich tage- und wochenlang rein pflanzlich ernähren.
Obwohl der Braunbär plump erscheinen mag, versteht er vorzüglich zu laufen, zu klet-
tern und zu schwimmen. Er ist mit scharfen Sinnen ausgestattet, besonders Geruch und Gehör.
Von Natur aus harmlos, geht der Braunbär dem Menschen meist aus dem Weg. Gereizt oder verwundet kann er aber zu einem furchtbaren Gegner werden.
In der Nähe des "Bremer Teiches", auf dem Weg zur "Viktors-
höhe", steht ein Bärendenkmal. Hier wurde 1696 der letzte Bär in den Wäldern Anhalts erlegt.
Im Gegensatz zum Wolf ist eine Rückkehr des Braunbären nach Deutschland nicht erwünscht.
Im Juni 2006 kam nach fast 200 Jahren wieder ein Braunbär über die Alpen nach Deutschland. Er riss einige Haustiere und kam auch menschlichen Ansiedlungen recht nah. Er sollte abgeschossen werden. Dann wurde die Genehmigung zurück gezogen und man wollte ihn fangen. Doch am Ende wurde das Tier in der Nähe des Spitzingsees doch abgeschossen.
Der Luchs
Der Luchs ist gekennzeichnet durch den kurzen, runden Kopf, den schlanken, gestreckten, aber kräftigen Körper und die verhältnis-
mäßig langen Beine. Die Gliedmaßen tragen breite, dicke Pranken, die nur mit den Zehen den Boden berühren. Die Pranken haben kräftige, spitze, stark gebogene und mittels elastischer Bänder zurückziehbare Krallen. Besonderes Kennzeichen dieser Großkatze sind die Ohrpinsel. Als Farbe kann ein mit Weiß gemischtes rötliches Grau angegeben werden,das am Kopf, Hals, Rücken, an den Seiten und den Außenteilen der Gliedmaßen mit vielen rundlichen grau-
braunen bis rotbraunen Flecken besetzt ist. Im Gesicht herrschen rötliche Farbtöne vor. Die Außenseiten der Ohren tragen braune Färbung mit schwarzen Spitzen. Die Innenseite ist weiß.
Der Luchs reißt bis zur Größe eines Rehs alles. Es kann auch ein Mufflon oder Damwild sein Er gibt sich auch mal mit Mäusen zufrieden. Da der Luchs scheu ist und weitläufige und ruhige Wälder liebt, kommt er als Gefahr für Nutztiere und den Menschen nicht in Betracht. Die Wälder des Harzes sind heute als Revier für den Luchs geeignet, aber sie sind nicht mehr so groß und zusammenhängend, dass der Luchs in Größenordnungen auftreten wird. Im Jahr 2000 wurde das Luchsprojekt Harz zur Wiederansiedlung dieser Tierart gegründet. Es ist bisher sehr erfolgreich verlaufen. Der Luchs ist im Harz wieder heimisch.
Früher sah man im Luchs ebenfalls ein Raubtier, das in erster Linie den Wildbestand der herrschaftlichen Wälder schmälert und der, im Vergleich mit dem Wolf geringen Ausmaß, auch mal dem Dorfbewohner ein Haustier geraubt hat. Das war aber ausreichend, um ihn bis zur Ausrottung zu bejagen.
Der letzte Luchs wurde am 17. 3. 1818 zwischen Lautenthal und Seesen erschossen. Der Stein, über einen Waldweg von der Straße aus zu erreichen, erinnert daran.
Für den Braunbären wird wohl 1696 das "Halali" geblasen worden sein. Er hat im Moment keine Freunde in Deutschland.
Anders der Luchs, aber seine Verbreitung in Deutschland ist so gering, dass er nur mit Hilfe des oben genannten Projektes wieder im Harz heimisch werden konnte. Es hätten noch viele Jahre vergehen müssen, bis er auf natürlichem Weg wieder in unsere Region einwandert.
Der Wolf verbreitet sich schnell von allein und in nicht allzu ferner Zeit heult er wieder in den Harzwäldern. Das könnte neben dem Röhren der Hirsche zur Brunft, eine weitere Attraktion für Einheimische und unsere Urlauber werden.